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Kaffeegemeinschaften

Ob tief schwarz oder mit weißem Haupt – Kaffee verzaubert die Sinne. Er weckt uns am Morgen, rettet uns in der kleinsten Pause und schafft pure Entspannung. Schon eine einzige Tasse kann durch ihre herrliche Note die Laune aller heben. Energieschub, Entschleunigung, alltägliches Ritual, Wärmespender, viele Qualitäten die den Genuss begründen.

Doch Kaffee kann noch viel mehr. Kaffee verbindet. Kaffee schafft Gemeinschaft. Kaffee bringt Menschen zusammen. Man trifft sich auf einen Kaffee, wird zum Kaffee eingeladen und hält einen Kaffeeklatsch ab. Ob beim geschäftlichen Meeting oder beim romantischen Date, Kaffee lockert die Atmosphäre und schafft ein entspanntes Feeling. Doch warum ist das so?

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Kaffee die Konzentration fördert und die Merkfähigkeit steigert. Durch Gefäßerweiterungen und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das Zentralnervensystem und die Herztätigkeit wird der gesamte Stoffwechsel kräftig angekurbelt. Jedoch wird nicht nur die Aufmerksamkeit gesteigert. Ebenso auch die Stimmung. Das im Kaffee enthaltene Koffein zählt nämlich in die Gruppe der Rauschmittel. Eine Tasse Kaffee und wir können glücklich und zufrieden unsere geistigen Ergüsse mit der Welt teilen.

Das Ganze ist allerdings kein neues Phänomen. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte das berühmte Wiener Kaffeehaus seine Hochphase. In urgemütlicher Atmosphäre, an einem Ort, der kaum mehr Charme besitzen könnte, traf man sich auf einen Kaffee und ließ die Gedanken schweifen. Insbesondere den Literaten – den Dichtern und Denkern der Zeit – bot das Kaffeehaus einen wohligen Ort des Austauschs und Schaffens. Heutzutage gibt es die unterschiedlichsten Formen von Cafés. Ob kühl und modern oder urig und gemütlich, eine zusammenführende Wirkung haben sie alle. Nicht umsonst ist das Café der beliebteste Ort für das erste Date, wie eine Studie von ElitePartner kürzlich heraus fand. Die Situation ist ungezwungen und locker, man kann sich in Ruhe über Gott und die Welt unterhalten und dabei genüsslich seine Tasse schwarzen Kaffee, den Latte Macchiato oder einen Cappuccino trinken. Bei der Auswahl ist wohl für jeden etwas dabei.

Im Café lässt man sich Zeit und auch Zuhause dient Kaffee oft der letzten Ruhephase, bevor man morgens aus dem Haus hetzt. Doch durch Schnelllebigkeit der Gesellschaft und dem ständigen Zeitdruck hat der coffee to go den Markt erobert. Wie sieht es hier aus? Kann auch der hastige coffee to go, der eben mal schnell auf dem Weg getrunken wird, Gemeinschaft herbeiführen? Auf den ersten Blick muss man diese Überlegung wohl verneinen. Der Kaffee aus dem Pappbecher macht den Eindruck als würde man aneinander vorbei Leben, keine Zeit mehr für irgendwas haben. Coffee to go dient dem Multitasking, man liest gleichzeitig die Zeitung in der S-Bahn, versucht einer Vorlesung zu folgen oder checkt auf dem Smartphone noch schnell mal die E-Mails. Ist das noch Kaffeegenuss?

Eins ist klar, praktisch ist es, spart Zeit. Ob das als positive Entwicklung der Gesellschaft aufgefasst wird oder ganz im Gegenteil sogar bedauert wird, ist jedem selbst überlassen. Doch eine wichtige Rolle für die Gesellschaft spielt das Bild des Kaffetrinkers mit Coffee to go in der Hand. Es symbolisiert einen Lebensstil, den eines vielbeschäftigten, jungen, modernen Menschen, der keine Zeit hat, weil er wichtig oder gefragt ist. Durch eben dieses Erscheinungsbild verleiht der so belangen los wirkende Pappbecher seinem Träger eine Form von Sicherheit. Quasi fühlt man sich so als ein Teil der Gesellschaft der im Strom mit schwimmt.

Und jetzt gibt es erst mal eine genüssliche Tasse Kaffee.

via GIPHY

Gastbeitrag von Christa Carstensen,
Studentin

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